Wir sind immer älter

Stanisław Barszczak, Ersten Kontakt mit der Natur,

Was hat Sie in früher Jugend geprägt? Auf mich hatte die Natur einen sehr starken Einfluss. Ich war von klein auf sehr naturverbunden. Ich habe dort viele Zusammenhänge der Natur kennengelernt und mich dort auch ausleben können. Ich habe meine Freizeit nicht in irgendwelchen Jugendclubs verbracht, sondern in der freien Natur, auch in Vereinen wie der Landjugend, in der Dorfgemeinschaft beim Fußballspielen und Unternehmungen mit einem engeren Freundeskreis. Ich bin dort einigermaßen wohlbehütet aufgewachsen, fernab von Alkohol,Drogen und sonstigen Verführungen, die in einer Großstadt auf einen einprasseln. Ich habe dort ein verantwortungsbewusstes Weltbild kennengelernt, mit Nachbarschaftshilfe – in der Landwirtschaft ist das ja üblich, wenn Ernte einzubringen ist, wenn ein Tier geboren wird. Ja, das würde ich durchaus so sagen. Nach dem Abschluss des Seminars ging ich in der Pfarrei. Ich habe schon immer nach Verantwortung gestrebt, nicht um der “Macker” zu sein oder um im Mittelpunkt zu stehen. Für mich war es ganz selbstverständlich, an vorderster Front Verantwortung zu übernehmen. Ich habe mich dort voll eingebracht. Ich habe immer versucht, eine Gruppe zu organisieren, zu koordinieren. Aber wenn ich war in der Schule,  wenn alle plötzlich Tennis gespielt haben, weil Bjorn Borg Wimbledon gewonnen hat, dann habe ich das nicht getan. Wenn alle in den Fußballverein gestrebt sind, um nur die Weltmeisterschaft im Fußball im Jahr 1974, die ich in Niechorze an der Ostsee gesehen habe, dann haben Sie das nicht getan. Dann lernte ich auch Kołobrzeg. Ich bin jemand, der lieber gegen den Strich bürstet, als mit den Wölfen zu heulen. Mein Vater, ich sah ihn einmal in meinem Leben, er hat Agrarwissenschaften an der Fachhochschule in Krakau studiert und ich habe gesagt: “Es war recht logisch, dass ich Bauer wurde.” Nach dem Abitur ich habe auch einmal das Bedürfnis, einen ganz anderen Beruf zu ergreifen. Für mich ist die Landwirtschaft von klein auf mein Umfeld gewesen. Aber ich bin trotzdem nicht der Bauer gewesen, der mit glühenden Augen den neuen Traktor angestarrt hat. Noch vor einem Jahr, das vor kurzem, ich tief im Wald, das einst von meinem Vater gehörte ging. (50 Hektar) Das war mein Erstes dieser Kontakt mit der Natur, dieses Erleben von Naturabläufen,das in der heutigen modernen Zeit immer mehr abhandenkommt. Bauer zu sein bedeutete für mich eher, dass man sein eigener Herr ist, dass man sich selbst entscheiden kann, dass man nicht fremdbestimmt ist, dass man unabhängig ist, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, dass man nicht ein abhängig Beschäftigter ist, der den Mund nicht aufmachen darf, weil er sonst beim Chef vorgeladen wird, und dergleichen mehr. Das wäre mir immer zuwider gewesen. Gleichwohl war ich überzeugt, dass ich mich für meine Gesellschaft einbringen will. Aber ich habe auch Neigungen zur Muße. Es muss ja nicht gleich Müßiggang sein, Muße kann auch sehr schöpferisch sein. Ich habe in meiner Jugend sogar Bilder gemalt, vor allem naturalistische Bilder. Ich habe durchaus ein gewisses Faible für schöne Dinge, aber nicht für überschnörkelte Dinge. Herr Hubert Aiwanger einmal sagte: Es geht mir nicht darum, dass man eine schöne Wohnung hat und nichts zu essen oder ein schönes Auto, das bei der Bank gegenfinanziert ist. Was man hat, sollte sachlich und vernünftig bezahlt sein. Erst dann setze ich eines oben darauf. Ich habe durchaus Muße für Kunst. Aber es kommt darauf an, was man als Kunst definiert. Ich glaube, dass da auch sehr vieles der Mode, dem Zeittrend unterworfen ist. Dann sind wir wieder bei dem Punkt, an dem wir vorher waren. Vorgegebene Modetrends sind mir zuwider. Also schaue ich mir das auch nicht an und kaufe mir auch keine CDs von zeitgenössischer Musikgruppen, bedauere ich ein wenig. Insofern: Kunst ist ein breiter Begriff. Für schöne Dinge des Lebens habe ich durchaus eine Andockstelle, aber ich verliere mich nicht in irgendwelche Träumereien. Ich lese sehr viel, natürlich eher Sachbücher als irgendwelche geistig verlorenen Romane. Musik, muss ich sagen, läuft vielleicht irgendwo im Hintergrund auf einer eranstaltung, aber ich bin nicht der, der sich auf das Bett legt und stundenlang irgendwelche CDs anhört. Dazu war ich eigentlich nie geboren, das stimmt. Aber ich bin überzeugt, dass unser Potenzial bisher noch nicht ausgeschöpft ist. Wenn wir keine Fehler machen, können wir nächstes Mal sogar noch stärker werden. Wenn ich heute wetten müsste, würde ich sagen, dass wir eher stärker als schwächer werden, unabhängig von den jetzigen Umfragen, die vor einem halben Jahr oder wenigen Monaten auf sechs Prozent lauteten. Man kann zwar hier nicht sagen, “Das interessiert mich nicht”, man darf sich hier aber auch nicht aus der Ruhe bringen lassen. Man muss das zum Anlass nehmen, sich wieder neu zu analysieren und zu fragen. Man kann den Kosmos verstehen, aber nie das Ego; der selbst ist entfernter als jedes mögliches star. Der Kosmos ist über das kleinste Loch, in dem ein Mann seinen Kopf ausblenden kann. Große Dinge sind nicht diejenigen erreicht, die Trends und Moden und populäre Meinung nachgeben. Wenn Moderation ist ein Fehler, Mäßigung eine Störung ist, dann Gleichgültigkeit ist ein Verbrechen. Ich wähle jetzt eine Wallfahrt nach Berlin, werde ich da sein zum dritten Mal, ein Treffen mit dem Papst und nicht nur. Bereits höre ich die Fragen. Zieht Berlin, die neue deutsche Metropole, Sie in besonderer Weise an? Wie haben Sie die Stadt im Verhältnis zur unmittelbaren Nachwendezeit erlebt? Im Alltag hat sich nicht viel geändert. Was sich geändert hat, sind Steine. Und die interessieren mich nicht. Aber es kommen jetzt mehr Leute aus anderen Ländern. So ist es internationaler und bunter geworden. Es verspricht eine interessante Reise warden. Ich würde Ihnen diese Reise in den Zustand zum frühestmöglichen Zeitpunkt in der Zukunft zu beschreiben. ( Wird es eine weitere)

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