Mehr Öffentlichkeit als Verschweigen

Stanisław Barszczak, Zwischen der höchsten Zeit meiner generation und tiefen Sinn des Lebens (einige Fragmente des Interviews, II)

Diese Diversifikation konnte den Niedergang der Industrie zwar nicht verhindern, aber
zumindest abfedern. Die Bevölkerungszahl ging zurück: Zählte man 1971 noch 543.868 Einwohner, so waren es 2001 nur noch 422.302. In den 1950ern und 1960ern wurden alte, überbevölkerte Viertel großflächig abgerissen und durch Hochhaussiedlungen ersetzt. Diese wiederum werden seit den späten 80ern zu einem Großteil wieder abgerissen. Mittlerweile
steigt die Einwohnerzahl der City of Manchester wieder an. Alleine im
Stadtzentrum hat sich die Einwohnerzahl von 2.000 auf mehr als 12.000 erhöht.
Dies wird als großer Erfolg im Zuge der Regenerierung der Innenstadt gewertet.
Im Jahr 2015 rechnet man in der Innenstadt wieder mit einer Einwohnerzahl von
mehr als 20.000. Vor 1974 gehörte das Ballungsgebiet um Manchester zu den
Grafschaften Cheshire and Lancashire, daneben existierten zahlreiche eigenständige County
Boroughs
. Das Gebiet wurde informell „SELNEC“ genannt (South East

Lancashire North East Cheshire). 1974 erfolgte die Einführung einer
übergeordneten Verwaltungseinheit namens Greater Manchester, die den Status eines Metropolitan County erhielt. 1986 wurde der Rat und die Verwaltung der Grafschaft abgeschafft. Am 15. Juni 1996 um 11:20 Uhr explodierten 1500 kg Sprengstoff im Zentrum Manchesters. Die IRA hatte diese Bombe in einem Lieferwagen in der Corporation Street nahe der Einkaufsstraße Market Street platziert. Dies war die größte IRA-Bombe, die jemals in England detoniert war.
Es gab zwar keine Toten, jedoch 206 Verletzte. Dem Anschlag ging eine Warnung
nur gut eine Stunde vor der Zündung voraus, die Schlimmeres verhinderte. Der
Anschlag zerstörte 50.000 m² Einkaufsfläche und 25.000 m² Bürofläche. Seit dem
Anschlag wurde die gesamte Umgebung komplett renoviert, was das Stadtbild
allgemein verbesserte. Ein Briefkasten außerhalb Marks
& Spencer
in der Corporation Street überstand den Anschlag beinahe

unversehrt und wurde mit einer kleinen Gedenktafel versehen. Als Folge der
Wiederaufbaumaßnahmen und einer günstigen Wirtschaftsentwicklung hat die
gesamte Innenstadt Manchesters in den letzten 10 Jahren einen bedeutenden
Aufschwung erfahren. Das Stadtbild wird heutzutage durch Kaufhäuser der
gehobenen Klasse sowie Luxuswohnungen und futuristische Architektur mitgeprägt.
Manchester erhielt 2003 von der EU den Preis für den besten Strukturwandel einer europäischen
Großstadt. Manchester bewarb sich erfolglos für die Durchführung der Olympischen Sommerspiele 1996 sowie der Olympischen Sommerspiele 2000.
Stattdessen fanden in der Stadt die Commonwealth Games 2002 statt. Das
Stadtbild wird von Gebäuden aus unterschiedlichen Stilepochen von der Viktorianischen Architektur bis zur Moderne geprägt. Außerhalb des Stadtzentrums sind Fabriken der Baumwollindustrie erhalten geblieben, die heute als Wohnungen oder Büros genutzt werden. Charakteristisch für Manchester ist die häufige Verwendung von rotem Backstein als
Baustoff. Sehenswerte Gebäude sind die gotische Kathedrale von Manchester
(erbaut 1421 im Perpendikular-Stil; Turm 1876 wiederaufgebaut),
die Getreidebörse (Corn Exchange, erbaut 1897, heute das
Einkaufszentrum The Triangle) und das neugotische Rathaus von Manchester, das
1877 von Alfred Waterhouse entworfen wurde. Das 1844
erbaute Empfangsgebäude des Bahnhofs Liverpool Road ist älteste
erhaltene der Welt. Seit den 1960er Jahren entstanden in der Stadt mehrere
große Hochhäuser, die eine neue Stadtsilhouette entstehen ließen. Das höchste
Gebäude ist der 2006 gebaute Beetham Tower, der ein Hotel, Restaurants und
Wohnungen beherbergt. Im Frühjahr 2008 begann der Bau des Piccadilly Tower, der
bei Fertigstellung das höchste britische Gebäude außerhalb von London sein
wird. Manchester besitzt zwei Sinfonieorchester, das Hallé
Orchestra
und das BBC Philharmonic Orchestra. Die Stadt

ist mit dem Royal Northern College of Music und der freien Musikschule Chetham’s
School of Music ein Zentrum der musikalischen Lehre in Nordengland. Die
Hauptspielorte für sinfonische Musik sind die Free Trade Hall und die Bridgewater
Hall, ein 1996 eröffnetes Gebäude, das dem Grafen von Bridgewater gewidmet ist.
Im Manchester Opera House und Palace Theatre werden regelmäßig Opern,
Ballett, Konzerte, Kabarett und Musicals aufgeführt. Weitere wichtige Theaterhäuser sind das Royal Exchange Theatre, Library Theatre und das Lowry Centre. Manchester ist die Heimat und Gründungsort vieler bekannter Musikgruppen und Sänger. Das Museum
of Science and Industry
beschäftigt sich mit der industriellen

Vergangenheit Manchesters und zeigt eine Sammlung von Lokomotiven, Industriemaschinen
und Flugzeugen. Im Museum of Transport werden historische Busse und Straßenbahnen gezeigt. Das 1880 eröffnete Manchester Museum beheimatet eine naturhistorische und ägyptologische Sammlung. Das von Daniel Libeskind entworfene Imperial War Museum North zeigt eine
militärhistorische Sammlung und ist mit einer Fußgängerbrücke mit dem
Stadtzentrum verbunden. Wichtige Kunstmuseen sind die Manchester Art Gallery,
mit einer Sammlung von europäischer Malerei und insbesondere Präraffaelitischer
Malerei
, und die Whitworth Art Gallery mit dem Schwerpunkt auf moderne

Kunst. Weitere Museen sind das Cornerhouse (ein Kulturzentrum mit
Ausstellungsräumen, Kinosäle für Independent-Filme und einem Café in einem ehemaligen
Kaufhaus), das Kultur- und Ausstellungszentrum Urbis (momentan
geschlossen; Wiedereröffnung in 2012), die Manchester Costume Gallery at Platt
Fields Park, das People’s History Museum, das Fußballmuseum im Old
Trafford
-Stadium und das Jüdische Museum. Dem Maler L. S. Lowry ist das Lowry Centre gewidmet, ein Kulturzentrum mit Theatern und Kunstgalerien, das von Michael
Wilford
errichtet wurde. Die größten Einkaufsstraßen sind die Market Street,

die King Street und Deansgate. In der New Cathedral Street und am Exchange
Square sind zahlreiche Das chinesische Viertel, die drittgrößte Chinatown
Großbritanniens, liegt im Osten der Innenstadt mit asiatischen Geschäften und
Restaurants. Manchester ist bekannt für die beiden Fußballvereine,
die in der Englischen Premier League spielen: Manchester
City
und Manchester United. Das Stadion von Manchester

United, das Old Trafford, liegt in Trafford, das
verwaltungstechnisch zu Stretford gehört. Im Jahre 2002 fanden die Commonwealth Games im neu erbauten City-of-Manchester-Stadion, seit 2003
Heimstadion von Manchester City. Das B of the Bang vor dem Stadion, eine 56
Meter hohe Skulptur in Form eines explodierenden Feuerwerkskörpers, erinnert an
die zehntägige Sportveranstaltung. Durch die Errichtung des Aquatics Centers
für die Commonwealth Games besitzt Manchester nun auch eine Schwimmhalle für
internationale Sportveranstaltungen. Das Manchester Velodrome ist das Zentrum
des britischen Bahnradsports. In Manchester sind zwei Universitäten
ansässig, die Universität Manchester (The University of
Manchester) und die Manchester Metropolitan University
(MMU). Letztere war bis 1992 eine technische Hochschule. Bis zur Fusion mit der
Victoria University of Manchester im Jahr 2004 zur Universität Manchester war
die University of Manchester Institute of Science and Technology (UMIST) die
dritte Universität Manchesters. Der Universität Manchester ist eine
eigenständige Wirtschaftshochschule (Manchester Business School) angegliedert,
die auf Finanzwirtschaft und Doktorandenprogramme spezialisiert ist und ihr
Programm auch in Singapur, Hongkong, Dubai und Jamaika anbietet. Die Hochschule
belegte im Jahr 2006 im Financial-Times-Ranking den 22. Platz im weltweiten
Master-of-Business-Administration-Vergleich. Der Ableger des Royal College of Music in London ist das Royal Northern College of Music in Manchester. Das Manchester City College
ist eine weitere Weiterbildungstätte in der Stadt. Auch in der benachbarten
Stadt Salford befindet sich eine Universität, die University of Salford.
Ebenfalls in Greater Manchester befindet sich die University of Bolton. Der Flughafen Manchester ist nach London-Heathrow und Gatwick der drittgrößte Flughafen des Vereinigten Königreiches.(News zu Manchester, dass habe ich aus dem Internet). Ich war in der Kirche der göttlichen
Barmherzigkeit und traf auch mit Polonia in Manchester. Und jetzt was ich
direkt nach einer Fahrt zu den britischen Inseln denken. Mehr Öffentlichkeit
als Verschweigen, mehr Öffentlichkeit in dem Sinne, dass das gesichert ist, was
der Bürger wissen muss, um sich in dieser schwierigen, heterogenen
Gesellschaft, in der er lebt, zurecht finden zu können. Ich sage das, weil ich
das immer auch für gefährdet halte. Ich gebe zu, der Titel ist schwierig. Wenn
ich noch einmal darüber nachdenken könnte, würde ich diesen Titel vielleicht
mit etwas mehr Fragezeichen versehen. Das heißt, mehr Beteiligung, mehr
Partizipation?- So kann man sagen, weil ohne Öffentlichkeit keine Demokratie
existieren kann, denn Demokratie ist ein Ungetüm an Zuständigkeiten und wird
erst durch kritische Öffentlichkeit transparent. Die Öffentlichkeit ist der
Anfang der ganzen Veranstaltung. -Aber kommen wir zurück zu Ihrem Leben. Nach
dem Abitur haben Sie sich entschlossen Theologie zu studieren. Literatur und
Philosophie, ja. -Warum diese Kombination? Theologie, weil ich glaubte, ich
müsste das tun, auch um meine Mutter zu beruhigen. Denn schnell mein Vater war am
Anfang meines Lebens verschwunden.-Was wollten Sie werden? Sportler,
Sportkommentator, Gärtner? -Eigentlich wollte ich gar nichts werden! Ich dachte
mir, Theologie hat es in der Schule nicht gegeben – ich bin nicht gerne zur
Schule gegangen –, und das ist etwas Neues. Und das Neue ist damit schon aus
sich heraus attraktiv. Wie auch immer, ich besuchte, ich lief (sic!) täglich in
die Kirche. Literatur, dann Philosophie war etwas, das sozusagen auf dem Weg
meiner persönlichen Entwicklung lag. Man musste in dieser Zeit einfach
Philosophie studieren. Ich hatte das Glück, Priester Prof. Joseph Tischner zu
begegnen. Er war ganz und gar verrückt und sehr sympathisch. Der wandte sich an
mich, da ich jemand anderem in Krakau spektakulär zur Sicherung seiner Existenz
anwaltlich verhelfen konnte. Er war ein wunderbarer Mann, man konnte sehr offen
und gut mit ihm reden und viel von ihm lernen. Während der Ferien war ich eines
Postboten. Auf diese Weise habe ich dann diesen Job in meiner referendarlosen
Zeit gemacht und ein bisschen Geld verdient. Das, was ich damals gelernt habe,
hat mich mein Leben lang begleitet. Ich bin mit der Vertiefung dieser Erfahrung
immer noch beschäftigt. -Zunächst einmal war ich glücklich, dass ich als der
Priester einen Job hatte.  Dann hatte ich die immer häufigere Kontakte mit Częstochowa. Ich hatte auch eine Träume, es waren befreundeten Priester da, die versorgt werden mussten. Aber um Ihrer Frage nicht auszuweichen: Ich bemerkte sehr bald den besonderen Charme des
Rundfunks “Fiat”. Es waren weniger die Programme, es war mehr die kreative
Ausstrahlung des Unternehmens Rundfunk. Das hat mich fasziniert und diese
Faszination, die kann ich heute noch in mir spüren. – Sie spüren die
Faszination heute noch. Gibt es diese Faszination noch gegenüber dem heutigen
Rundfunk? – Es gibt sie mehr in der Erinnerung.-Woran liegt das? Das liegt
daran, dass ich mich – vielleicht auch durch mein Alter – mehr an die
Vergangenheit gebunden sehe als an die Gegenwart. Aber ich will auch nicht
verschweigen: Ich habe nur mehr wenige Bindungen, die mehr persönlicher Art
sind, wie zum Beispiel meine Freundschaft mit Dr Zdzisław Wójcik, dem heutigen
Intendanten des “Fiat” Rundfunks, den ich über viele Stationen begleiten konnte,
als ich noch jungen Intendant war. -Wie stürmisch waren da die Zeiten? Sie
haben ein paar sehr große Sprünge gemacht, die ich voller Interesse jetzt
selber versuche nachzuvollziehen. Ich kann nur sagen, ich hätte zu einigen
Stationen doch möglicherweise noch das eine oder andere mitzuteilen, aber ich
beherrsche mich und bleibe auf Ihren Pfaden und will gleich noch sagen: Ich
glaube, ich bin ein mittelmäßig guter Diplomat. Was möchte ich hier noch sagen.
Kultur sei ein wildes Tier und keine Hauskatze. Man hat den
Eindruck, dass Kultur im öffentlich-rechtlichen Rundfunk – das wird oft
geschrieben, ich vertrete diese These nicht unbedingt – oft zugunsten des
Marktes gezähmt sei. Sind Sie im Blick auf das Bildungsgebot, auf den
Kulturauftrag der Sender ein Optimist oder eher ein Pessimist? Ich bin
Pessimist, aber mit der Hoffnung, dass man durch standhaftes Eintreten für die
Sache auch immer wieder mehr als nur rettendes Terrain für die Kultur erkämpfen
kann – ich denke jetzt einmal an Ihre Funktion und Verantwortung hier im “Fiat”
Rundfunk und auch analog an die der Kollegen, die ich kenne: Dann wird man
dafür auch Publikum finden. Ich glaube nämlich nicht
daran, dass die Kultur etwas ist wie der ästhetische Überschuss der
Leistungsgesellschaft ist. Die Kultur ist vielmehr der Humus, aus dem wir alle
leben. Man muss sie gut aufbereiten.(Fortsetzung folgt)

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