Die Erscheinungsformen des menschlichen Bewusstseins

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Stanisław Barszczak—Der Abenteuer meiner Jugend—

Vorwort

 

Dieses Vorwort, als Nachwort geschrieben, widme ich der Danksagung an jene Menschen, die mit Grund für meine Inspiration zur vorliegenden Arbeit waren oder meine Auseinandersetzung mit dem Werk von Emmanuel Lévinas’ begleitet haben. Danken möchte ich den Kindern in Ząbkowice (in der Nahe von Dąbrowa Górnicza)und Jugendlichen im Częstochowa, mit denen ich zeitlich aufeinanderfolgend eine je eigene Lebenswelt teilen durfte. Im alltäglichen Miteinander warfen sie in mir immer wieder neu die Frage des Anderen auf, die mich zur Philosophie Lévinas’ führte. Danken möchte ich Prof. Dr. Johannes Kowalski für seine äußerst engagierte Begleitung meiner philosophischen Artikeln, wobei seine klaren Rückmeldungen im Rahmen unserer konstruktiven Diskussionen mir oft weiter geholfen haben, sowie Prof. Dr. Stanisław Pamuła für seine Bereitschaft, als Mitberichter zu agieren. Ein Danke schön auch meiner Freundin, Frau Bożena und seinen Kindern Svenja und Nikolaus, die mich einerseits oft über das übliche Maß hinaus entbehren mußten und andererseits dafür sorgten, daß ich im Familienleben immer wieder ganz schnell auf andere Gedanken kam, was sich sehr erholsam auf mich auswirkte. Zudem sei hier an meine Freunde des Paulinen Klosters in Tschenstochau gedacht, die meine Arbeit großzügig finanziell unterstützten. Ich hatte einige Absichten der Heiliger Messe der Jasna Gora in dieser Zeit. Im Wirbel der meiner Berufung zum Priestertum dank sei auch meinen Freunden – sowie meinen Freunden Priestern – für den regen Gedankenaustausch bezüglich der von mir aufgeworfenen Thematik. Besonders hervorgehoben seien hier Kanon Priester Stanisław Kończyk und Monsignore Zdzisław Wójcik und Ryszard Grzesik. 1. Wozu Dichter in schwieriger Zeit. Ich wähle die Momente in meinem Leben, ich gehe zurück zu frühen Jugend und beschreibe die Art von Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes und so weiter. Wissenschaft will die Welt, in der wir leben, verstehen. Und wir müssen sie verstehen, weil wir heute noch nicht wissen, was wir morgen wissen müssen, um den Herausforderungen von morgen und übermorgen begegnen zu können. Deswegen muss Wissenschaft, und insbesondere Grundlagenforschung, zweckfrei sein. Natürlich gibt es wichtige Gebiete der angewandten Forschung, das ist gar keine Frage. Aber wir sprechen hier über Grundlagenforschung. “Das Leben ist wert, gelebt zu werden, sagt die Kunst. Das Leben ist wert, erkannt zu werden, sagt die Wissenschaft.” Dieses Zitat stammt von Friedrich Nietzsche. Wie sehen wir das Verhältnis zwischen Kunst und Wissenschaft? Leben Sie lieber oder erkennen Sie lieber? Oder sind das für Sie zwei Seiten derselben Medaille? Ich denke, es gehört alles zum Leben. Ich könnte also nicht sagen: Ich mache hier Management, während dort die Wissenschaft ist und wiederum dort drüben die Kunst ist. Nein, die Dinge gehören zusammen, die Übergänge sind fließend. Einen Mythos brauchen sie, glaube ich, nicht. Aber aus der Geschichte gewachsen, in der Geschichte, in der Vergangenheit verwurzelt, ist nun einmal jeder Mensch. Ich will hier nicht wirklich bis zur Minerva zurückgehen, aber es stimmt schon, dass damals die Wissenschaft viel militärische und taktische Kriegsführung beinhaltete: Das waren damals zwar nicht gerade Überlebensfragen, aber doch Expansionsfragen und imperiale Fragen. Ich würde also nicht sagen, dass die Wissenschaftler den Mythos brauchen, aber sie brauchen ein Bewusstsein dafür, woher man kommt und welche Verantwortung man hat. Ich glaube, das ist es eher, was man damit verbindet: dass man ein Emblem der Göttin der Weisheit mit sich trägt oder am Revers trägt. Ich selbst habe heute dieses Emblem nicht am Revers, weil ich zu spät aus dem Haus gekommen bin. Man zeigt damit jedenfalls, dass man im Bewusstsein der Verantwortung lebt. Er sagte Dr. Ludwik Kronthaler, diese Verantwortung muss man sich auch täglich bewusst machen, wenn man diese Freiheiten hat. Denn man sollte es eben nicht für selbstverständlich nehmen, dass jährlich Geld von Leute kommen, sondern man muss sich stattdessen mehr oder weniger täglich klar machen: Meine Verantwortung als Forscher katholischer Kirche ist es, an den Zukunftsfragen dieser Gesellschaft zu arbeiten. Jeder leistet bei uns dazu seinen Beitrag. Ich komme aus einem eigentlich eher bescheidenen Mutterhaus. Meine Mutter war immer für mich da. Das war wirklich ein Wärmegefühl. In diesem Gefühl von Geborgenheit sind wir aufgewachsen. Es gab zwar nie materielle Not bei uns, aber auch keinen Wohlstand, um das mal so auszudrücken. Die Jahre um 1968 und die ganze Woodstock-Generation habe ich natürlich voll miterlebt als Kind. Ich wurde selbstverständlich von dieser Musik geprägt und ein bisschen von diesem Lebensgefühl. Als ich 13 Jahre war meine Mutter kaufte mir ein Lexikon in einer Buchhandlung in Verkäuferin von Widera, auf der Straße über die Bedeutung für die Volksrepublik Polen eingeforderten 22. Juli, es sei denn damals wurde meine enzyklopädische Zukunft in der Natur kristallisiert. Ich habe vielleicht auch deswegen ein bisschen länger gebraucht, um mich beruflich zu orientieren. Ich habe mit 15 Jahren eine Ausbildung bei der Literatur begonnen und war dort insgesamt zehn Jahre als Student im mittleren Dienst. Während dieser Zeit habe ich im Fernstudium als sogenannter Nichtschüler das Abitur gemacht. Anschließend habe ich Jura studiert, weil ich bereits aufgrund meiner Tätigkeit in der Steuerverwaltung ein Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen gefunden hatte: Ich hatte Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, an Zahlen, an Organisationen und an Menschen, die davon immer betroffen sind. Das alles hat mich fasziniert und ich weiß, dass das vielleicht nur schwer zu erklären ist. Viele Freunde von mir sagen mir eher: “Wer die Literatur betreibt, muss eigentlich einen Dachschaden haben.” Ich hatte viel Zeit, immer viel gelesen. Aber das ist einfach ein faszinierendes Gebiet. Ich habe also Theologie studiert und es hat mich danach dann tatsächlich wieder zur Philosophie hingezogen. Ich war dann gut zwanzig Jahre in den Kreis der Philosophie von Professor Pater Jozef Tischner in Krakau tätig. Dabei hatte ich dann auch die schöne Aufgabe, auch mal als Priester in der Pfarrei pastorale und spirituelle Dienst zu leiten. Das habe ich neun Jahre lang gemacht, dann hat es mich wieder in das Mutterhaus zurückgezogen. Ich war anschließend neue neun Jahre tätig für dem Bezirk von Zabkowice in der Stadt von Dabrowa Gornicza. So nun mit der Kühnheit, schicke ich meine Figuren auf die Langstrecke, mit der ich meine Lebensbahnen berechne, arrangiere und mich kreuzen lässe, verblüfft allemal.Wer dem Erzählfaden bis zum ekstatischen Finale folgt, der kann im Schlusstableau ein kleines Selbstporträt des Autors entdecken. Der bebrillte junge Mann, der so lange über das »uralte Elementarproblem von Mutter und Sohn« nachgedacht hatte. Um dieses Elementarproblem geht es unter anderem auch hier. Zwei junge Männer stehen im Zentrum des Geschehens, Kindheitsfreunde, die einander aus den Augen verloren haben. Meine Helden wissen, dass die Welt existiert, aber was fangen sie mit diesem Wissen an? All die vom Abrutschen ins Abseits bedrohten Existenzen, die Kranken, die hellsichtigen Komapatienten, die verzweifelten Paare und herrenlosen Tiere, die unter Hochdruck stehenden und folgerichtig explodierenden Gewalttäter, entblößen ein durchlässiges Bewusstsein, ein gigantischer Rangierbahnhof des Geistes tut sich auf, chaotisch und kaum überblickbar. Identität? Die, meine ich, »fängt man sich ein wie einen Schnupfen«. Die verschiedenen Erscheinungsformen des menschlichen Bewusstseins behandeln alle meine Texte. Ich bin ein Schriftsteller des Bewusstseins.

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