Mein Leben

Stanislaw Barszczak; Trauen der Wirklichkeit mehr, 2
“Veritatem facientes in caritate crescamus.” Sie sind nicht einfach ganz wahrheitslos, so dass sich bei ihnen gar nichts von Kirche fände…”Ceterum censeo, ich bin der Primas!”(Paweł VI) Wir haben sie ja nicht, die Wahrheit hat sozusagen uns, sagt Bonaventura. Ich meine, dass das Überzeugende an ihm darin bestanden hat, dass er den Willen Gottes in dem Sinne herausgestellt hat, dass der Wille Gottes wirklich das Heil des Menschen ist und der Mensch auch wichtiger ist als die Gebote, dass es darum geht, dass auch der Sabbat z. B. um des Menschen willen da ist und dass es mehr darauf ankommt, was der einzelne Mensch tut, als das, woran er glaubt. Es geht also um all die vielen Dinge, die wir von Jesus wissen. Im Grunde genommen ist es nämlich so, dass es ja nicht das Wissen ist, das uns abgeht. Nein, wir sollten das halt auch in die Praxis umsetzen: und auch von der Kirchenleitung sollte das endlich einmal in der Weise gemacht werden. Um die Figur des Jesus sollte sich also jeder Mensch ein klein wenig selbst bemühen. Ich will das nicht in ein paar Sekunden noch weiter ausführen. Für eine wirkliche, ausführliche Darstellung ist nämlich in diesem Gespräch gar nicht die Zeit vorhanden. (H. Küng) Ich bin dagegen schon der Ansicht,dass es sehr wohl ein Grundvertrauen braucht. “tu dem anderen nicht an, was du nicht willst, dass man es dir antut”, für alle eine Ehrfurcht vor dem Leben gibt, dass man nicht töten darf, dass man sein Leben in Wahrhaftigkeit führen muss, dass man nicht lügen darf, dass man kein falsches Zeugnis abgeben darf, dass man gerecht und fair sein muss, dass man nicht stehlen darf, dass man die Sexualität nicht missbrauchen darf, dass man einander achten und lieben soll usw. “Du sollst nicht töten!” (die Worte von E. Levinas also) Die Goldene Regel sollten die Kinder schon im Kindergarten nicht doziert bekommen, sondern einüben können. Hans Küng spricht heute über Weltethos…dass es Probleme gibt, weil die Meinungsumfragen anders lauten usw. Ja, da braucht es eben nicht nur den politischen Willen, sondern auch den ethischen Willen, um sagen zu können: “Das habe ich als richtig erkannt, das wird gemacht! Davon versuche ich jetzt die Menschen zu überzeugen.” Das sind die Dinge, bei denen ich mich für ein Weltethos einsetze. Sie meinten, dieses Problem des Risikos des Christentums habe eine neue Dimension angenommen. Gott sei – das füge ich nun hinzu – nicht tot, sondern sei einfach entbehrlich und funktionslos geworden. Ist das ein neuer Aspekt unserer Zeit? Kardinal Joseph Ratzinger sagte: . Wir könnten vor allem auch unser eigenes Leben anders bewältigen. “Hier ist einer, der auf euch wartet! Hier zu suchen, lohnt sich!” Adam Scharf sagte, im freien Sinne zitiere: Ist Wohlstand eine Gefahr für den Glauben? Wir leben ja immerhin in einem Wohlstand, wie er uns noch nie zuvor in der Geschichte beschert worden ist….Ist manchen Menschen die Kirche dabei sogar ein Hindernis? Ein deutscher Philosoph aus der Societas Jesu hat vor einigen Jahren ein Buch geschrieben mit dem Titel “Jesus lebt, die Kirche stirbt”. Ist das eine Vision? Kardinal Joseph Ratzinger eimmal sagte, eine Stelle im freien Sinne aus Ihrem Buch zitiere : In Wirklichkeit ist aber doch die Begegnung mit Gott gerade dazu da, dass sie Gemeinschaft bildet:.. Es war ja gerade die Größe der Kirche, dass sie immer für ganz vielfältige Ausdrucksformen, Orden und Bewegungen unterschiedlichster Art Platz hatte…die Christen wirklich eine Stoßkraft des Guten.(sind)…Identifizierungen heute schwierig sind…Wenn auch wir so etwas fertig brächten, wäre das eine schöne Sache…in Jesus wirklich der Sohn Gottes Mensch geworden ist, dass Gott sich selbst ausgesprochen hat. Das ist dieses Grundbekenntnis, dass Jesus nicht irgendein religiöses Genie war, deren es ja viele gegeben hat und gibt. Nein, Jesus war schon etwas anderes als ein Genie: Er war jemand, der von Gott selbst gekommen ist und der selbst Gott war…Wir mussten dann jedoch hinzufügen, dass dieser Jesus nicht irgendwo in der Luft schwebt oder irgendwie nur in der Vergangenheit vorkommt. Nein, er ist gleichzeitig mit uns. Er hat sich einen Körper geschaffen, sozusagen einen Organismus, ein Organ. Er bleibt für immer Zeitgenosse von allen.Warum gibt es zwischen Kirche und Kunst eine solche Sprachhemmung?…Die Geschichte nicht einfach ein Kontinuum ist, immer das Abenteuer neuen Beginns… Drama unserer Geschichte?: Das ist schwer zu sagen, aber das Drama ist, daß der Mensch immer wieder ein Versagender ist, daß er eben leichter böse als gut sein kann -zumindest dem Anschein nach – und daß infolgedessen dieses Drama immer wieder vor Zusammenbrüchen steht, bei denen man das Gefühl hat, es geht eigentlich gar nicht mehr weiter und sich die Geschichte dann aber doch irgendwie wieder weiterbewegen kann… Am Schluß wird der Bericht wichtiger als das Faktum selbst. Was ist das Wesentliche der Religion?: Daß es Gott gibt und daß er uns kennt, und daß wir von ihm her einerseits einen Maßstab haben, wie man lebt und wie man stirbt und andererseits von ihm her eine Hoffnung haben und wissen, daß wir nicht ins Leere hineinleben. Ich glaube, beides ist wichtig, der Maßstab, der uns fordert, aber auch die Hoffnung, die uns hält…. Ganz offenbar wird doch eine Sehnsucht nach Werten wieder sichtbar. Ich meine, für die Kirche ist so ein Wechsel nach zweitausend Jahren nur ein Lidschlag… Der Mensch braucht einen Anspruch, den er sich nicht selbst macht, sondern dem er unterstellt ist und der ihn bindet. Erst dann zieht es ihn wirklich hinauf, und er wird er selbst. Man muss unsere Leben mit Christus über einer persönlichen Beziehung wachsen….Den Tag Christi sehen, heißt sich freuen… die Zeiten sind mühsam und die Wege sind steinig, und der Esel, der ich selber bin, hat eigentlich nicht immer Lust ihn zu ziehen oder möchte gerne wo anders hingehen…Johannes Paul II über die Eucharistie sagte: “Damit mein Lehrwerk einigermaßen rund und auch richtig proportioniert ist, muss ich auch dazu etwas sagen!/…/Ich habe über so viele Themen geschrieben, ich habe Enzykliken und Lehrschreiben aller Art geschrieben. Dieses Thema nun ist so groß, dass es ganz einfach nicht fehlen darf.”…Das zweite Jahrtausend war wirklich ein Jahrtausend von Spaltungen… vielleicht sollten wir ein neues Konzil haben. Kardinal Döpfner habe beide Hände in die Höhe gehoben und gesagt: “Not in my lifetime!”. Wenn ich mich in der Sixtinischen Kapelle umschaue, da hat Michelangelo gemalt, Perugino, alle zeitgenössischen Maler haben dort gemalt. Heute sind solche Maler nur bei Amnesty International oder ähnlichen Organisationen zu finden. Es ist keine Begegnung mehr da!… Wie reagieren Sie auf den Satz von Professor Küng, wenn der sagt:”Ratzinger vertritt mit moderner Terminologie ganz mittelalterliche Positionen.” Das Zitat von Kardinal Meißner war anders. Er hat gesagt und gemeint, daß die Kirche eine zu große Karosserie mit einem zu kleinen Motor ist… Die Kirche müßte ärmer werden, um reicher zu werden… Was sagen Sie zu dem Satz von Karl Rahner: “Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.”? Woher wissen wir, ob das innere Auge einen Spiegel sieht (sei’s ein Zerrspiegel, sei’s ein verzaubertes Glas) oder einen Schleier?“ Richard Rorty wusste, dass das Philosophieren nie ans Ende kommt, nie zu endgültigen Ergebnissen gelangt. Und war sein Gegenüber einmal der Auffassung, nun die Lösung eines philosophischen Problems gefunden zu haben, setzte Rorty die Ironie ein… Sokrates erkannte, dass ein Unwissender, dem seine Unwissenheit bewusst ist, weiser ist als ein Unwissender, dem auch seine Unwissenheit noch verborgen bleibt. Goethe sagt ja, alle Befriedigung liegt im Kontrast. Ich denke auch, Kontrasterfahrungen sind für unser Erkennen das Wesentliche… Der Kontrast mit Indianerkulturen ist auch ergänzend, erweiternd…Ich glaube einfach, ein gutes Leben, ein gut geführtes Leben ist ein kontrastreiches Leben. Und dazu ist gar nicht einmal viel Geld notwendig. Häufig braucht es einfach nur ein bisschen mehr Entschiedenheit, Mut und Courage, um aus den eingefahren Gleisen wirklich herauszukommen. Obwohl ich nicht sagen will, dass das leicht ist. Ansonsten, ja, ich bin im der nahe von Katowice geboren und lebe auch dort. “Butter bei die Fische”, sagt man dort… Erinnere dich daran, dass jeder Mensch seinen eigenen Traum verfolgt!”… Individualität ist etwas, das wir tagtäglich immer wieder neu erkämpfen müssen. Wenn sich z. B. Jugendliche heutzutage – ich habe das in manchen Phasen meiner eigenen Kinder teilweise auch feststellen müssen – mit irgendwelchen Markenklamotten behängen, dann ist das natürlich nicht ausgesprochen individuell, sondern stellt eigentlich auch nur Mitläufertum dar. Ich glaube, ein eigenes Leben, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, ist etwas, das einen täglichen Kampf um Freiheit bedeutet. Dazu muss man manchmal fast schon ein bisschen rebellisch sein, um nämlich Entmündigung nicht mitzumachen, um nein zu sagen, wo viele andere ja sagen. Ganz ohne Preis ist das also nich zu haben…Ich möchte gut lesbar sein…Meine vielen Texte werde ich eines Tages auch in Lyrics, also in Gedichte komprimieren und mit Musik hinterlegen und dann damit die CD “Eigensinn” veröffentlichen. Ich werde das machen, um ganz einfach ein Transportmittel zu schaffen, das nicht nur den Geist, die Vernunft anspricht, sondern auch das Gefühl und damit den ganzen Menschen. Ich glaube, es ist wichtig, sich an ein paar wesentlichen Gedanken zu orientieren. Ein Mensch sagte: “Der erste Punkt für das Individuum heißt: Tue das, was du möglichst sehr gut, was du erstklassig kannst, wo dein Talent wie eine Sonne leuchtet.
ende

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